Die Thematik scheint sehr zu interessieren. Zum Vortrag über erneuerbare Energien kamen am Freitag mehr als 80 Zuhörer in den Landgasthof Hahn in Zweikirchen. Das Neue Bürgerforum hatte die Idee, Bürger über Möglichkeiten der Eigenversorgung mittels klimafreundlicher Technologien in der Gemeinde im ersten Schritt im Wege dieser Veranstaltung zu informieren, zu begeistern und dann in weiteren noch zu definierenden Schritten gegebenenfalls den richtigen Weg einer Umsetzung speziell für die Gemeinde Tiefenbach zu finden.
Ganz klar wurde dabei vermittelt, dass mit der Vorstellung eines existierenden Modells wie in Güssing keine „Kopie“ in Tiefenbach erreicht werden soll, aber man könne sich von Bewährtem durchaus etwas „abschauen“. So müsse immer erst eine Bestandsaufnahme der regional vorhandenen Möglichkeiten (z. B. Sonne, Wind, Wasser, Holz, Gras, Klee, Getreide, Erdwärme usw.) in der Gemeinde gemacht werden. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass theoretische Ansätze und gute Vorsätze von Einzelpersonen oder auch Parteien nichts helfen, wenn keiner weit und breit die Methoden und Verfahren für eine praktische Umsetzung, eben unter integralen Gesichtspunkten, in die Hand nimmt. Im März 2007 hat beispielsweise der Güssinger Bürgermeister Peter Vadasz einen Vortrag bei der Landshuter Umweltmesse über sein Erfolgskonzept abgehalten. Auch die Gemeinde Tiefenbach wurde eingeladen, ohne Resonanz!
Energieautarke Gemeinde – Vision oder Wirklichkeit?
Die Gemeinderatskandidaten Reinhard Gahr und Michael Biester gaben vorab einen Erlebnisbericht über die Informationsfahrt ins österreichische Güssing, dem Europäischen Zentrum für Erneuerbare Energien (eee).
Von 1990 bis heute gelang Güssing ein beinahe 100-prozentiger Ausstieg aus der externen Energieversorgung. Eine totale Unabhängigkeit bei Strom, Wärme und Kraftstoffen von allen externen Energieversorgern wurde seitens der Gemeinde angestrebt. Das utopisch erscheinende Projekt, mittels Biogasanlage Strom und Wärme aus natürlichen Ressourcen (Holz, Gras, biologische Abfälle) zu erzeugen, löste in der Öffentlichkeit zuerst großes Gelächter aus. „Das geht doch nicht“, war noch die Antwort der so genannten Experten. Heute ist die Gemeinde Güssing unabhängig und hat noch zusätzlich 1.100 Arbeitsplätze dazu gewonnen. Es wird aktuell eine Wertschöpfung von ca. 13 Mio. Euro realisiert. In Güssing wohnen in etwa gleich viele Menschen wie in der Gemeinde Tiefenbach. Das Positive sei, so Gahr, dass das Modell Güssing grundsätzlich an jeden beliebigen Ort verpflanzt werden kann. Man muss lediglich die vor Ort befindlichen einheimischen Ressourcen nutzen und die dementsprechende Technologie zum Einsatz bringen.
Integrale Gemeindearbeit – was ist das?
Willi Fausten, ebenso Kandidat des Neuen Bürgerforums für den Gemeinderat und gekonnter Moderator des Abends, erklärte die notwendigen Schritte, ein Vorhaben, das immer zuerst eine „Vision“ sei, in die Realität umzusetzen. Als Beispiel nannte er die Information Interessierter, beim Bürger ein Bewusstsein schaffen, aufzeigen, was möglich ist und Engagement und Kompetenz darzustellen.
Im Anschluss an die Ausführungen der Kandidaten wurde lebhaft diskutiert, inwieweit das „Modell Güssing“ oder Teile davon für Tiefenbach überhaupt umsetzbar ist. Dabei wurde vom Team des Neuen Bürgerforums nochmals dargelegt, dass es im jetzigen Stadium darum gehe, zunächst einmal zu informieren, bevor man mit fertigen Konzepten vorbei an den Bürgern und deren Bedürfnissen in eine Umsetzung geht. Eine weitere Informationsveranstaltung zum Thema Erneuerbare Energie findet am 22. April statt. Bürgermeister Gewies aus der Gemeinde Furth wird über „Praktische Umsetzung erneuerbarer Energien in einer Gemeinde“ berichten.