Bericht über die Zukunftskonferenz vom 25./26.09.2015 (von Kerstin Weichselgartner)
Am Wochenende fand die Zukunftskonferenz der Gemeinde Tiefenbach statt. Mehrere Bürger und Gemeinderäte haben sich eingefunden, um über unsere Gemeinde zu diskutieren. Keiner wusste vorher genau, was auf ihn zukommen würde. Aber am Ende waren sich alle einig, dass das „Miteinander“ nicht nur innerhalb der einzelnen Ortsteile, sondern aller Gemeindebürger das Ziel sein soll.
Am Freitag wurden als erstes die Ergebnisse der Haushaltsbefragung vorgestellt. Diese stellten die Grundlage für die Ausarbeitung des Leitbildes dar. Anschließend wurden die 4 Arbeitsgruppen mit den Unterthemen
A Soziales / Kultur / Bildung / Miteinander Soziale Infrastruktur, sozialer Treffpunkt, Kultur, Veranstaltungen / -smöglichkeiten, Vereine, Kommunikation, Information
B Erreichbarkeit / Aufenthalt (Verkehr + Grün) Verkehrliche Infrastruktur / Verkehrsanbindung, Verkehrsarme Ortsmitte, Grün, Ortsbild, Freizeit und Erholung
C Nahversorgung / medizinische Versorgung / Gastronomie / Übernachten Nahversorgung, medizinische Versorgung, Dienstleistungen, Rathaus/Verwaltung, Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie
D Wohnen / Arbeiten / Wachsen Wohnen für Ältere/Senioren, Wohnformen allgemein, Arbeiten, Gewerbe,
vorgestellt. Jeder Teilnehmer konnte sich aussuchen, in welcher Gruppe er mitarbeiten wollte.
Zu Beginn wurden Arbeitsregeln aufgestellt, die jeder am Tisch unterzeichnen musste. Auch wies z. B. in unserer Gruppe Frau Linke (Planerin) darauf hin, dass nur Punkte/Projekte auf die Wände gepinnt werden, mit denen alle Teilnehmer am Tisch einverstanden sind. Am Ende wurden die erarbeiteten Werke vorgestellt und alle Teilnehmer der Zukunftskonferenz konnten noch Ergänzungen oder Anmerkungen vorbringen.
Was wurde nun erarbeitet? Es stellte sich bereits am Freitag heraus, dass alle Gruppen ineinander übergreifend zu teilweise gleichen Ergebnissen kamen. Um nicht mehrere Themen doppelt zu bearbeiten, wurden diese Ziele einzelnen Gruppen zugeordnet. Erstaunlich war, dass z. B. die Gruppe A und B als ein Ziel „eine Gemeindemitte schaffen“ mit nahezu identischen Nutzungen (Kneippanlage, Skater-/Bikepark, Dirtpark, Grillplatz, Fitnessparcour für Alt und Jung, etc.) hervorgebracht hat. Als Name könnte man sich „Bürgertreff am Tiefenbach“ vorstellen. Auch die Gruppe C hat während ihrer gemeinsamen Ausarbeitung festgestellt, dass nicht alles, was sich der Bürger wünscht, in der Ortsmitte Tiefenbach Platz hat. Eine mögliche Alternative dieser Gruppe war es ebenfalls, bestimmte Nutzungen in einer eventuellen Gemeindemitte zu installieren.
Die Idee der Gemeindemitte ist ja nicht neu. Aber man hat erkannt, dass die Streitereien und Unstimmigkeiten – das nicht Miteinanderkönnen – der einzelnen Ortsteile nur gelöst werden können, wenn man eine Mitte für alle schafft, die keinem der Ortsteile angehört. Einig waren sich alle, dass diese in der Nähe des Bauhofes sein sollte.
Ein weiteres wichtiges Ziel der Gruppe D war es, sich alle Ortsteile anzusehen und das vorhandene zu kennzeichnen, wobei nach Wohnen, Gewerbe, Landwirtschaft und zu erhaltendes Grün/Sehenswürdigkeiten unterschieden wurde, sowie Erweiterungsmöglichkeiten zu kennzeichnen. Dabei stellte sich heraus, dass die meisten Ortschaften so bleiben sollen, wie sie sind und sich für die Erweiterung der Wohnbebauung nur Tiefenbach, Ast und Heidenkam sowie im kleinen Rahmen Zweikirchen und Golding eignen. Gewerbe könnte man sich auch in leerstehenden Gehöften vorstellen, wobei beim Gewerbe ohnehin nur „stilles“ Gewerbe in Frage kommt.
Dass das Gewerbe nur bedingt wachsen kann, war auch klar. Unsere vorhandenen Straßen sind bereits jetzt stark frequentiert. Außerdem haben wir auch den Durchgangsverkehr von Preisenberg sowie nach Vilsheim. Die neue Wohnbebauung belastet die Straßen auch noch zusätzlich. Deshalb ist eine Gewerbeansiedlung mit ständigem Schwerlastverkehr in unserer Gemeinde nicht möglich. Eine Umgehungsstraße wäre wünschenswert, liegt aber nicht in der Entscheidungskraft der Gemeinde.
Unsere Gruppe B hat mehrere Ziele erarbeitet. Das Radwegenetz soll ausgebaut werden. Eine Anbindung über Zweikirchen nach Hachelstuhl, über Obergolding nach Schlossberg sowie über Mittergolding nach Kumhausen wurden als Projekt aufgenommen. Der Radweg über Gütersdorf nach Vilsheim ist bereits genehmigt und soll 2016 vom LRA gebaut werden.
Außerdem soll die Busanbindung nachts und am Wochenende nach Landshut ausgebaut und eine Anbindung für die Pendler zum MVV nach Moosburg eingerichtet werden. Um auch die kleineren Ortsteile anzubinden, soll eine Mitfahrbörse/Ruftaxi geschaffen werden, welche aus Hand der Bürger geplant und koordiniert werden soll.
Ein großer Wunsch war die Reaktivierung des Naherholungsgebiets in Badhaus Ast. Viele Bürger finden es schade, dass nach dem Tod des ehemaligen Eigentümers der Biergartenbetrieb und das Schwimmbad nicht mehr weiterbetrieben wurden. Es soll deshalb geprüft werden, welche Voraussetzungen dafür nötig sind, um den Betrieb wieder aufzunehmen.
Bei den Ortsmitten war man sich einig, dass Ast und Zweikirchen funktionierende Ortsmittelpunkte haben. In Obergolding sollte versucht werden, den Platz am Brunnen wieder in Gemeindehände zu bekommen und den Brunnen wieder zu reaktivieren. In Mitter-/Untergolding sollte der bestehende Platz bezüglich der Anpflanzung bzw. des Rückschnitts der Bepflanzung kontrolliert werden. In Tiefenbach muss eine neue Ortsmitte erstellt werden. Dabei sollte eventuell auch ein Brunnen mit einbezogen werden. Die Ausrichtung sollte zum Tiefenbach sein.
Natürlich standen auf unserer Tafel noch viele weitere Einzelprojekte wie bei anderen Gruppen auch. Laut Auskunft von Frau Linke (Planerin) werden auch diese Punkte mit ins Konzept aufgenommen und müssen bearbeitet werden. Allerdings handelt es sich um Einzelmaßnahmen, die jederzeit in Angriff genommen werden können. Bei den großen Zielen und Projekten geht es darum, Bedarfsermittlungen durchzuführen. Außerdem muss das was, wie und wohin noch abgeklärt werden.
Folgende Einzelprojekte wurden festgelegt:
- Kreisverkehr beim Ortsausgang Ast Richtung Vilsheim Hier treffen 5 Straßen nicht ganz ungefährlich aufeinander und es muss eine Lösung gefunden werden. Der Kreisverkehr oder eine eigene Zufahrt für den Ziegelstadel sind denkbare Lösungen.
- Verkehrsberuhigung in den Siedlungsgebieten Hier gibt es verschiedene Ansätze: Straßenverengung durch seitliche Inseln, Fahrbahnschwellen, Stichstraßenführung und keine Durchgangsstraßen, bewusste Straßenversätze planen.
- Um die Gehwege barrierefrei zu gestalten, ist es notwendig, die bestehenden Gehwege zu überprüfen und u. a. an Abzweigungen und Überwegen die Randsteine abzusenken, damit auch Mütter mit Kinderwägen oder Menschen mit Rollatoren die Gehwege benutzen können.
- Alternative Bestattungsmöglichkeit Dieser Punkt stand als Wunsch der Bürger auf der Arbeitsgrundlage und wurde von einer Teilnehmerin aus Golding als „Den Naturfriedhof brauchen wir unbedingt!“ ins Spiel gebracht. Dies wurde von den anderen Teilnehmern bejaht und auch Frau Linke meinte, dass die Tendenz eindeutig in diese Richtung gehen würde. Da wir am Freitag aber noch keine festen Ziele benennen durften und auch die Verortung frühestens am Samstag stattfinden sollte, wurde „Alternative Bestattungsmöglichkeit“ als Ziel definiert.
- Blick zur Kirche in Tiefenbach Leider kann man die Kirche von Tiefenbach aus kaum noch sehen, weil die Bäume und Sträucher den Blick auf die Kirche verdecken. Hier soll von einem Landschaftsarchitekten geprüft werden, in wie weit man das Gestrüpp auslichten darf/kann, ohne dass der Hang abrutscht.
- Um die Sehenswürdigkeiten der Gemeinde (z. B. Keltenschanzen) hervorzuheben, sollen die Wanderwege ausgebaut werden und auch die Ausschilderung (z. B. Hinweis auf den Höhenwanderweg) verbessert werden. Allerdings ist dann auch darauf hinzuweisen, dass die Hinterlassenschaften der Hunde ordnungsgemäß entsorgt werden sollen.
- Begrünung des Rathauses Ein Wunsch war, bei der Architekturplanung der Rathaussanierung die Bepflanzung zu überprüfen, um das Rathaus „bunter/lebendiger“ zu gestalten.
- Bebauung muss ins Landschaftsbild passen Es gibt bereits einige Siedlungen, die optisch nicht mehr unserem ländlichen Stil entsprechen. Dort wird das auch akzeptiert. Aber man muss darauf achten, dass der Ortskern und die alten Siedlungsbereiche den ländlichen Charakter nicht verlieren, denn dieser macht unsere Gemeinde erst schön. Es ist wie ein Markenzeichen.
- Sitzgelegenheiten Ein weiterer Wunsch war, mehr Bänke bzw. Bänke und Tische aufzustellen, um dort auch Selbstmitgebrachtes verzehren zu können.
- Grüne Zonen in den Ortskernen Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass vorhandene Grünflächen in den einzelnen Ortsteilen beibehalten werden. Dafür werden wir von anderen Gemeinden beneidet.
- Wohnblocks vermeiden Wohnblocks sollen in unserer Gemeinde nicht genehmigt werden.
- Verpackungsfreier Laden Gemeint ist hier ein Supermarkt, in dem die Ware nicht in Folien verpackt ist, sondern man mit eigenen Vorratsbehältern zum Einkaufen geht.
- Marktplatz Hier sollen wöchentliche Märkte mit regionalem Obst und Gemüse sowie andere Veranstaltungen wie z. B. der Weihnachtsmarkt stattfinden. Wo dieser Marktplatz sein soll, wurde noch nicht festgelegt.
- Weiterer Breitbandausbau Auch die kleineren Gemeindeteile sollen vernünftig mit Internet ausgestattet werden. Der Glasfaserausbau soll beim Straßenneubau oder Straßenrenovierungen mitberücksichtigt werden.
- Homepage der Gemeinde Tiefenbach Die Informationen auf der Internetseite sollen ausgeweitet und aktualisiert werden. Gleichzeitig soll es möglich werden, Anträge/Formulare über das Internet auszufüllen und an die Gemeinde weiterzuleiten.
Da mir nicht alle Informationen der anderen Gruppen zur Verfügung standen, ist die Aufstellung der Einzelprojekte möglicherweise unvollständig. Es waren zwei sehr anstrengende Tage. Die Zusammenfassung erhalten wir als Zwischenbericht im Winter 2015. Danach müssen verschiedene Planungsworkshops aktiv werden. Im Frühjahr 2016 findet die Abschlussveranstaltung statt und wir erhalten den Entwurf eines Ziel- und Maßnahmenplans. Natürlich können viele Projekte bereits in der Zwischenzeit bearbeitet oder angestoßen werden. Bei einigen Projekten ist jedoch Geduld gefragt.
Leider waren zwei Gemeinderäte mit dem Ergebnis der Zukunftskonferenz nicht zufrieden. Einer bemängelte, dass ihm im Bereich Ortsmitte zu wenig passiert sei. Er hätte sich gewünscht, dass man ein Papier bekommt, in dem klar formuliert sei, wie die Ortsmitte aussehen soll. Jetzt sei man wieder bei Null angelangt. Vielleicht hatte er sich der falschen Arbeitsgruppe angeschlossen. Wäre er in der Arbeitsgruppe C gewesen, hätte er den Prozess mitverfolgen und verstehen können. Dem anderen Gemeinderat war die Planung des Wirtshauses zu wenig konkret. Die meisten Bürger und Gemeinderäte waren aber zu Recht zufrieden mit dem, was erreicht wurde. Es war ein großer Schritt vorwärts und bildet eine gute Grundlage, an der Zukunft Tiefenbachs weiterzuarbeiten.
Für die Arbeitsgruppen hat sich gezeigt, dass es schwierig ist, wenn neue Teilnehmer dazukommen. Vieles, was bereits besprochen war, muss wiederholt oder nochmals erklärt werden. Bei den Planungsworkshops muss deshalb ein fester Teilnehmerkreis regelmäßig an den Treffen teilnehmen.
Für den Gemeinderat erhoffe ich mir, dass wir dieses Miteinander arbeiten und Zulassen von neuen Wegen (z. B. Gemeindemitte schaffen) auch in die Gemeinderatstätigkeit übernehmen können. Eine Teilnehmerin aus Golding hat hier treffend gesagt: Es sollte maximal 10 % auf seine eigenen Vorteile geschaut werden. 90 % der Aufmerksamkeit sollten der Allgemeinheit und deren Bedürfnissen gewidmet werden.
Bürgermeisterin Gatz hat immer wieder in die einzelnen Arbeitsgruppen hineingehört, Fragen beantwortet, aber nicht aktiv mitgearbeitet. Ihre Aufgabe waren u. a. die Begrüßung und Verabschiedung. Außerdem hat Sie mit vielen Leckereien (Wurstsemmeln, Gebäck, Obst) und Getränken (Kaffee, Tee, Antialkoholisches) bestens für unser Wohl gesorgt.
Die Planerinnen haben die Gruppen geführt. Dies ist ihnen bestens gelungen. Auch die ständigen Planänderungen haben sie bestens gemeistert. Für ihre geduldige Art gilt ihnen besonderes Lob.